Patrozinium: Hl. Martin, 11. November
Anbetungstag: 19. Dezember
Bezirkshauptmannschaft: Südoststeiermark
Bezirksgericht: Feldbach
Die Pfarrkirche wurde in der Spätgotik errichtet. Die Hauptstücke der Innenausstattung entstanden in der 2. Hälfte des 18. Jh. Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1780/90. Das Altarbild von Anton Jantl und zeigt die Mantelspende des hl. Martin. Das marmorne Kommuniumgitter befand sich ursprünglich im Grazer Dom. Die buntfarbigen Glasfenster schufen die Grazer Künstler Adolf und Heide Osterider 1979.
Pfarre gen.: 1170
Matriken: T u. Tr 1625, St 1661
Pfarrkirche gen.: 1170 (1.H.16.Jh.)
Hl. Magdalena in der „Hauptpfarre”, erb. um 1100 (1832)
Hl. Nikolaus in der Feste Riegersburg, erb. 1.H.15.Jh.
Hl. Andreas im Schloss Kornberg, erb. 1638
Hlgst. Herz Jesu in Lödersdorf
Hl. Maria in Winkelgraben
Hl. Kreuz in Krennach
Maria Hilf in Oberkornbach
Der erste Sakralbau von Riegersburg war eine kleine Magdalenenkirche an der Ostseite des Burgfelsens neben dem ehemaligen Hauptpfarrhof, welche um 1170 erstmals erwähnt wurde.
Nach dem Bau der wesentlich größeren Kirche zum Hl. Martin verlor sie aber an Bedeutung und musste 1832 aufgrund ihrer Baufälligkeit abgetragen werden. An ihre Stelle wurde bald darauf eine kleine Magdalenenkapelle errichtet, die unmittelbar an den alten Pfarrhof anschließt.
Der Bau der neuen Pfarrkirche wurde unter Reinprecht von Reichenburg Ende des 15. Jhdt. begonnen, musste aber wegen Geldmangel eingestellt werden. Sein Sohn Hans von Reichenburg ehelichte die Erbtochter Eva von Trautson und konnte so die wirtschaftliche Situation seiner Familie wieder verbessern. Unter ihm und Pfarrer Matthias Weinreben (1517 - 1554) wurde die Kirche schließlich fertiggestellt.
Wappen der Reichenburg und Trautson
Im ersten Bauabschnitt unter Reinprecht von Reichenburg wurden der Altarraum und die Kirchenschiffsmauern mit den außenliegenden Strebepfeilern errichtet, sowie die südliche Kapelle mit der an sie anschließenden Wendeltreppe und wahrscheinlich auch das Untergeschoß des ersten Südturmes. Auffällig ist der außen unverputzt gebliebene Zustand der Wände, die aus an Ort und Stelle gebrochenem Basalttuff errichtet wurden.
Der Altarraum weist einen an fünf Seiten geschlossenen achteckigen Grundriß auf, sein Gewölbe ist von einem Rippennetz überzogen, welches sich aus ineinandergehenden Rautensternen zusammensetzt.
Fünf zweizeilige Fenster erhellten ursprünglich den Altarraum. An der Nordseite befindet sich ein schlankes Spitzbogenportal, das ehemals ins Freie führte, jetzt aber den Zugang zu einer Wochentagskapelle darstellt. Das ihm gegenüber befindliche Rechteckportal hingegen ist ein Innenzugang, der zum Erdgeschoßraum des gotischen Turmes geführt haben muß.
Das Langhaus der Kirche wurde in der ersten Bauphase vermutlich nur mit einer Flachdeckung versehen, erst nach 1520 wurde ein weit gespanntes Kreuzrippengewölbe errichtet.
Ebenfalls in der zweiten Bauphase unter Hans von Reichenburg wurde die Wenzelskapelle angebaut, ursprünglich wohl als Gruftkapelle der Familie Reichenburg, heute befindet sich dort das Grabmal der Familie Purgstall.
Im 17. Jhdt. erfolgte der Anbau der heutigen Wochentagskapelle und die Erneuerung des Turmes. Dieser ist ein dreigechossiger, quadratischer Ziegelmauerbau mit rundbogigen Schallfenstern, den Abschluß bildet ein kleiner Zwiebelturm.
Gleichzeitig entstand auch die an der westlichen Eingangsseite angebaute offene Vorhalle, welche auf zwei Steinsäulen mit Postamenten abgestützt ist, sowie die heutige Sakristei.
1884 - 1886 fand eine umfassende Restaurierung der Kirche statt und 1900 wurde sie neu gepflastert. Die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden wurden in den darauffolgenden Jahren behoben.
1979 war dann aber eine Gesamtrenovierung von Nöten im Zuge derer unter anderem das Kirchengestühl und der Fußboden erneuert, sowie die Fenster neu verglast wurden. Die Neueinweihung der Kirche erfolgte am 28. September 1980.
In den letzten Jahren wurden schließlich der neue Volksaltar mit Ambo und Sessio errichtet, die Kirche neu gefärbelt, eine neue Lautsprecheranlage installiert und die Bilder restauriert. Die Einweihung des neuen Altares fand am 01.04.2001 durch Generalvikar Mag. Helmut Burkard statt.
Die Renovierung des Kirchturmes konnte am 17. Oktober 2004 mit Segnung und Aufzug des Turmkreuzes abgeschlossen werden.
Von der spätgotischen Ausstattung der Kirche ist uns leider nichts erhalten.
Der Hochaltar entstand um 1780/90 im klassizistischen Stil. Er ist aus Marmor errichtet mit seitlich je zwei Säulen.In der Mitte ist ein Ölbild mit der Darstellung der Mantelteilung des Hl. Martin angebracht, welches der Grazer Maler Anton Jantl geschaffen hat. Unter dem Bild befindet sich ein vergoldetes Relief mit einer weiteren Szeneaus dem Leben des Hl. Martin. Die beiden vergoldeten Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus entstanden schon um 1760 und wurden von einem früheren Hochaltar übernommen. Ebenso die Engel und die beiden Figuren neben dem Hochaltar -Sebastian und Johannes Baptist.
Ebenfalls aus dem dritten Viertel des 18. Jhdts. stammen die zwei barocken Seitenaltäre, die Brüstung desOrgelchores aus Stuckmarmor und die Orgel selbst, sowie das Kommuniongitter, welches ursprünglich im Grazer Dom stand.
Gleichzeitig mit dem Hochaltar wurde die Kanzel errichtet, welche aus einem gerundeten Marmorkorb miteinfacher Plattengliederung und vergoldeten Schuppenbändern, einem hölzernen Schalldach und einer marmornen Vorhangdraperie an der Rückseite besteht.
Die ältesteten Ausstattungsstücke der Kirche sind zwei vorzügliche Bildhauerarbeiten aus Stein, die jeweils von Burgherrn von Riegersburg in Auftrag gegeben wurden. An der Nordseite des Kirchenschiffes steht das reichgestaltete Marmorepitaph des Erasmus von Stadl, der 1578 verstorben war.
An der südlichen Außenwand sehen Sie einen frühbarocken Altar aus Aflenzer Sandstein, laut Inschrift von Georg Christoph Freiherr von Ursenbeck und seiner Frau 1619 gestiftet.
In der Wenzelkapelle findet man die Gruft der Grafen Purgstall mit einfachen klassizistischen Grabsteinen sowie einen neugotischen Altar. Weiters erwähnenswert sind die 14 Kreuzwegbilder von J. Wonsidler aus dem Jahre 1856 Christus mit den Emmausjüngern (frühes 18. Jhdt.) Die Wangen des Kirchengestühls wurden 1886 von Carl Fischentin hergestellt, ebenso wie die Flügel desWestportals.
Die Neuverglasung der Fenster im Jahre 1979 folgte dem Entwurf von Adolf und Heide Osterider. Die durchwegs abstrakten Kompositionen mit starker Aufwärtsbewegung deuten durch symbolische Farbwerte unseren Lebensweg.
Von der Künstlerin Susanne Baumhakel wurden der neue Volksaltar und das Ambo, sowie die Sedilien und derAblegetisch entworfen. Inspiriert vom Eindruck des Riegersburger Basaltfelsens wurden auch Volksaltar und Ambo aus Basalt gefertigt. Der Altar zeigt die Form einer sich öffnenden Knospe, welche wir auch im Ambo verändert wiederfinden. Mit der sich nach oben öffnenden Form soll es die Vorstellung eines Emporwachsens bewirken. Die Worte, die vom Ambo verkündet werden, mögen in das Leben der Menschen eindringen, wachsen und Früchte tragen. Für die Sedilien und den Ablegetisch wurde heimisches Holz verwendet. Formal sind sie den Grundformen des Altars und des Ambos angenähert.
Hauptpfarrer Mag. Wolfgang Strobl (1635-1665) hat 1654 eine erste historische belegte Orgel abuen lassen. Für den Ankauf der neuen Orgel hatten Freiherr Hans Wilhelm von Galler und seine Ehefrau Catharina Elisabeth gespendet.
Hauptpfarrer Alois Hauptmann hat mit der Pfarrbevölkerung wieder begonnen für eine neue Orgel zu sammeln. Er hat mit den Fachleuten der Diözese und mit dem Bundesdenkmalamt viele Vorbereitungen dazu getroffen. Mit seiner Pensionierung und dem Pfarrerwechsel im Jahre 2010 hat das Projekt eine kurze Pause bekommen.
Pfarrer Dr. Mag. Boguslaw Swiderski hat sich im Frühjahr 2012 entschieden das begonnene Projekt fortzusetzen. Die Orgelfirma Pirchner aus Tirol wurde beauftragt die Orgel zu bauen. Das Projekt konnte im Jahre 2014 abgeschlossen werden. Das große Eröffnungskonzert mit 12 Organisten wurde am 18. Mai 2014 in Riegersburg gegeben.
Eine Kirchenaußenrenovierung wurde nach 40 Jahren fällig.
Beginn des großes Projektes war das Jahr 2015. Es wurden Musterflächen an der Kirchenfassade ausgeführt. Nach ausführlicher Befundung dieser Flächen durch die Bauabteilung der Diözese Graz-Seckau und des Bundesdenkmalamtes wurde wie geplant mit der Sanierung an der stark beschädigten Westfassade begonnen, da die akute Gefahr bestand, dass sich Steinteile lösen und diese eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Im November 2016 konnten nun diese Arbeiten am 1. Bauabschnitt abgeschlossen werden. Die Sanierungsarbeiten sollten im Jahr 2018 fortgesetzt werden.
Die Natursteinfassade ist einzigartig. Es gibt in ganz Österreich keinen vergleichbaren Bau. Dieses Bauvorhaben forderte alle Beteiligten, da die Steinoptik voll und ganz erhalten bleiben musste. Im selben Steinbruch, wo man seinerzeit die Originalblöcke holte, durfte man mit einer Sondergenehmigung auch diesmal die Steinblöcke abbauen.
Ein neuer Stiegenaufgang zum Seiteneingang konnte 2019 umgesetzt werden.
Im September 2019 konnte die Pfarrbevölkerung den Abschluss der Kirchenrenovierung feiern.